Die Bundesnetzagentur hat im Juli 2025 die Ergebnisse einer umfangreichen Unternehmensbefragung zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) veröffentlicht. Im Mittelpunkt: die Erfahrungen, Herausforderungen und Perspektiven kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen ein gemischtes Bild – zwischen zurückhaltendem Einstieg und wachsendem Interesse.
Zurückhaltung beim Einstieg in KI
Rund 30 Prozent der Unternehmen nutzen bereits KI, zumeist noch im Rahmen von Pilotprojekten. Mit zunehmender Unternehmensgröße steigt die generelle Nutzung. Positiv zeigt sich hierbei, dass gerade Kleinst- und Kleinunternehmen KI überdurchschnittlich häufig als festen Bestandteil ihres Geschäftsmodells integrieren. Etwa ein Drittel der kleineren Unternehmen sieht für KI noch keine konkreten Anwendungsmöglichkeiten im eigenen Betrieb.
Abb. 1: Einsatz von KI nach Branche (Quelle: Bundesnetzagentur, S.11)
Erste Anwendungen bringen bereits Nutzen
Dort, wo KI im Mittelstand bereits genutzt wird, stehen vor allem Marketing, Vertrieb, IT und Kundenkommunikation im Fokus. Beliebte Technologien sind Anwendungen zur automatisierten Texterstellung, Bildverarbeitung oder Analyse. Die Erfahrungen sind überwiegend positiv: Drei Viertel der KI-Nutzer geben an, dass ihre Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen wurden.
Abb. 2: Einsatzzwecke von KI (Quelle: Bundesnetzagentur, S.12)
Investitionen bleiben gering – doch die Bereitschaft wächst
Trotz positiver Erfahrungen bleibt das Investitionsniveau in KI gering. Durchschnittlich liegt der Anteil der KI-bezogenen Ausgaben bei unter zwei Prozent des Nettoumsatzes. Viele KMU entwickeln erste Anwendungen mit eigenen Mitteln und ohne externe Partner. Für die Zukunft planen jedoch zahlreiche Unternehmen, ihre Investitionen zu erhöhen – ein Zeichen für wachsendes Vertrauen in den Nutzen und die Potenziale von KI.
Die meisten Unternehmen sehen in der Optimierung interner Prozesse das größte Potenzial von KI. Rund die Hälfte der Befragten schätzt dieses Potenzial als sehr groß oder eher groß ein. Der Anteil derjenigen, die hier nur geringes Potenzial erkennen, ist vergleichsweise klein. Das zeigt: Effizienzgewinne gelten als wichtigster und am klarsten erkennbarer Nutzen von KI.
Bei der Verbesserung bestehender Produkte und Dienstleistungen sind die Einschätzungen etwas zurückhaltender. Zwar sehen noch viele Unternehmen hier Potenziale, der Anteil an „eher gering“ und „sehr gering“ ist aber höher als bei internen Prozessen. Es zeigt sich: Der Nutzen von KI wird häufiger im Hintergrund (z. B. Prozessautomatisierung) gesehen als in der direkten Produktveränderung.
Deutlich kritischer fallen die Einschätzungen zum Potenzial von KI für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen aus. Ein großer Teil der Befragten (über 50 %) stuft das Potenzial hier als „eher gering“ oder „sehr gering“ ein. Der Innovationsaspekt scheint aus Sicht vieler Unternehmen mit höherem Risiko oder Unsicherheit verbunden. Am wenigsten Potenzial sehen Unternehmen in der Entwicklung ganz neuer Geschäftsmodelle durch KI. Nur ein kleiner Anteil hält dieses Potenzial für groß, während eine klare Mehrheit es als gering einschätzt.
Fazit: Trotz derzeit zurückhaltender Einschätzungen erkennen Unternehmen zwar in KI ein bedeutendes Potenzial für die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle sowie neuer Produkte und Verfahren. Die Ergebnisse deuten jedoch auf eine eher defensive Einschätzung hin: KI wird als Werkzeug zur Verbesserung bestehender Strukturen wahrgenommen – weniger als Treiber disruptiver Veränderungen gesehen.
Akzeptanz ist hoch, doch der Fachkräftemangel bremst den Innovationsdrang der KMU
Viele Mitarbeitende in KMU stehen dem Thema KI grundsätzlich offen gegenüber: Zwei Drittel der Beschäftigten möchten laut Umfrage gezielt Kompetenzen in diesem Bereich aufbauen. Doch diesem Interesse stehen begrenzte Weiterbildungsangebote gegenüber. Insgesamt geben 28 Prozent der Unternehmen an, entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen für alle betroffenen Mitarbeitenden umzusetzen. Weitere 15 Prozent bieten solche Schulungen gezielt für einzelne Beschäftigte an, während 57 Prozent bislang ganz auf derartige Angebote verzichten.
Gleichzeitig sehen sich viele Betriebe mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert: Rund 59 Prozent nennen fehlende Fachkräfte als zentrales Hindernis für den KI-Einsatz, ebenso häufig wird Zeitmangel genannt. Insgesamt wird der Fachkräftemangel damit zu einer der größten Hürden für die praktische Umsetzung von KI in kleinen und mittleren Unternehmen.
Bedarf an Orientierung und rechtlicher Klarheit
Die Ergebnisse zeigen, dass KMU grundsätzlich offen für KI sind – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Für eine breitere Nutzung braucht es vor allem mehr Zeit, Know-how und verlässliche Orientierung. Die Bundesnetzagentur appelliert an Politik, Wirtschaft und Bildung, hier gezielt zu unterstützen. Denn neben Ressourcenengpässen hemmt auch Unsicherheit über rechtliche Vorgaben die Umsetzung von KI-Projekten. Besonders die neue EU-KI-Verordnung sorgt für Fragen im Mittelstand.
Die Bundesnetzagentur sieht zudem Handlungsbedarf in der Unterstützung zur Sensibilisierung und Qualifizierung: „Eine stärkere Sensibilisierung für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI kann Unternehmen, die bisher noch keine KI nutzen, dazu motivieren, erste Erfahrungen mit dem Einsatz von KI zu sammeln. Für Unternehmen, die KI bereits nutzen, bedarf es weiterer Angebote, um die KI-Kompetenzen der Mitarbeitenden auf- und auszubauen“ (Bundesnetzagentur).
KMU benötigen somit gezielte Informationsangebote, praxisnahe Beispiele sowie Unterstützung bei regulatorischen Anforderungen. Nur so kann KI im Mittelstand langfristig skalieren und echte Wertschöpfung erzeugen. Die Ergebnisse zeigen diesbezüglich ein breites Interesse an allen genannten Formaten – klare Favoriten lassen sich dabei nicht erkennen. Die Mehrheit spricht sich für vielfältige Maßnahmen aus: Von Informations- und Qualifizierungsangeboten (76 %) über den Austausch mit anderen Unternehmen (78 %) bis hin zu Unterstützung bei regulatorischen Anforderungen (64 %) und Kooperationen mit Wirtschaft und Wissenschaft (65 %).
Abb. 3: Zustimmung zu Angeboten für einen stärkeren Einsatz von KI (Quelle: Bundesnetzagentur, S.36)
Das Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau bietet eine Reihe von Veranstaltungen, Demonstratoren und Austauschformaten, die dem Informations- und Unterstützungsbedarf der KMU gezielt Rechnung tragen. Unter https://www.zentrum-ilmenau.digital/aktuelle-veranstaltungen/ können sich KMU über anstehende Termine und themenbezogene Webinare und Workshops informieren.
Quelle:
Bundesnetzagentur (2025): KI in Unternehmen: Einsatz, Ressourcen und Herausforderungen, online unter: https://data.bundesnetzagentur.de/Bundesnetzagentur/SharedDocs/Mediathek/Berichte/2025/250703_KI_Umfrage_Bericht.pdf (abgerufen am 21.07.2025)
Bildquellen
- Einsatz von KI nach Branche: Bundesnetzagentur
- Einsatzzwecke von KI: Bundesnetzagentur
- Zustimmung zu Angeboten für einen stärkeren Einsatz von KI: Bundesnetzagentur
- Mitarbeiter mit Roboter: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau