In Teil 2 wurde deutlich, welche Methoden sich besonders gut für KMU eignen, um Wissenstransfer und Qualifizierung effektiv ins Tagesgeschäft zu integrieren. Teil 3 zeigt nun in einer praktischen Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie KMU direkt durchstarten können: Aktiv, sicher und ohne dass das Tagesgeschäft dabei auf der Strecke bleibt.
Zu Beginn sei betont: Für kleine und mittlere Unternehmen steht eine Vielzahl an Initiativen und Förderprogrammen bereit, die gezielt auf den Auf- und Ausbau von Qualifizierungsmaßnahmen ausgerichtet sind. Diese Angebote – häufig getragen von Bund, Ländern, Kammern oder branchenspezifischen Partnerschaften – unterstützen KMU dabei, moderne Weiterbildungsformate zu nutzen, Zugang zu innovativen Lernlösungen zu erhalten und gezielt Fördermittel für Qualifizierungsprojekte zu beantragen.
Diese breite, KMU-orientierte Förderlandschaft schafft besonders für kleinere Betriebe günstige Voraussetzungen, Weiterbildung nicht nur als kurzfristige Maßnahme, sondern als strategische Investition in Mitarbeitende, Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu begreifen – und konsequent umzusetzen:
- Förderprogramme gezielt nutzen
Ganz nah dran an der digitalen Transformation arbeiten die Mittelstand-Digital Zentren, die Teil der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Initiative Mittelstand-Digital sind. Sie unterstützen kleine und mittlere Unternehmen dabei, Qualifizierungsstrategien effizient, praxisnah und ressourcenschonend umzusetzen – stets mit Blick auf konkrete betriebliche Herausforderungen. Angebunden an Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Transferakteure sind die Mittelstand-Digital Zentren ein zentraler Akteur der deutschen Förderlandschaft – und eine wertvolle Brücke zwischen Wissenschaft, Praxis und betrieblichem Lernen.
- Bedarfsgerechte Qualifizierung
Das Netzwerk der Mittelstand-Digital Zentren ist bundesweit aufgestellt. Ob vor Ort oder digital – KMU finden hier kompetente Ansprechpartner zu vielfältigen Themen: von allgemeiner Digitalisierung über KI-gestützte Automatisierung bis hin zu branchenspezifischen Anwendungsfeldern. Die Zentren bieten praxisorientierte Formate wie Werkstattgespräche, Workshops, Orientierungsreihen oder Lernwerkstätten an. Regelmäßige Online-Webinare und Präsenzangebote sowie Wissensboxen und digitale und virtuelle Demonstratoren sind flexibel nutzbar und lassen sich gut in den Arbeitsalltag integrieren. Sie ermöglichen eine breite, niederschwellige Qualifizierung auch ohne längere Abwesenheiten.
- Wissensbooster
Gemeinsame Lern- und Entwicklungsprojekte zwischen den angebundenen Forschungseinrichtungen und Unternehmen zu aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen stärken nicht nur den Wissenstransfer in die Praxis. Sie ermöglichen auch die Vernetzung für einen nachhaltigen Austausch auf Augenhöhe. Im Austausch erhalten KMU Zugang zu wissenschaftlichem Know-how. Die Pionierreihen bieten konkrete Lösungswege, die sich direkt im betrieblichen Alltag umsetzen lassen.
- Innovationsbooster
Innovationslabore tragen maßgeblich dazu bei, Innovationen im Mittelstand nicht nur zu denken, sondern auch gezielt umzusetzen. Die Zentren begleiten Unternehmen bei der Umsetzung von Pilotprojekten und stellen Kontakte zu Forschungsnetzwerken her. Darüber hinaus stehen eine Vielzahl an Informationsmaterialien, Lernangeboten und Austauschformaten zur Verfügung, die das Ausprobieren, Anpassen und Weiterentwickeln neuer Ansätze erleichtern.
erstellt mit NapkinAI
KMU profitieren am meisten von den anwendungsorientierten Formaten, die konkrete betriebliche Herausforderungen aufgreifen, sowie von den flexiblen, digitalen Lernangeboten. Gleichzeitig besticht das Weiterbildungsangebot durch eine konsequente Praxisnähe. Reale Anwendungsfälle, praxisnahe Lernlabore und die Umsetzung in konkreten Projekten sorgen für einen nachhaltigen Transfer des Gelernten in Ihre alltäglichen Betriebsabläufe.
KMU profitieren zudem von maximaler Flexibilität: Digitalen Lern- und Austauschformate werden hier Präsenzveranstaltungen kombiniert, sodass Weiterbildung orts- und zeitunabhängig möglich ist und auch bei wechselnden Arbeitsmodellen alltagstauglich bleibt, ohne dass der persönliche Kontakt verloren geht.
Ein weiterer Fokus liegt auf der bedarfsorientierten Führungskräfteentwicklung und dem Aufbau von Change-Kompetenz im Mittelstand. Spezielle, branchenübergreifende Angebote bereiten Ihre Führungskräfte darauf vor, Veränderungen aktiv zu gestalten und ihr Team souverän durch Transformationsprozesse zu führen.
Abgerundet wird das Angebot durch eine individuelle Betreuung: Die Expert:innen begleiten KMU von der ersten Bedarfsanalyse bis hin zur Entwicklung und Durchführung maßgeschneiderter Qualifizierungskonzepte.
Dank der Vielzahl an Initiativen und den speziell auf KMU zugeschnittenen Angeboten werden KMU sodann in die Lage versetzt, Weiterbildung als wesentlichen Bestandteil ihrer Zukunftsstrategie zu verankern. Der Austausch mit Wissenschaft und anderen Unternehmen, die individuelle Begleitung und die Möglichkeit, neue Technologien direkt zu erleben und auszuprobieren, erhöhen die Wirksamkeit und Akzeptanz der Qualifizierungsangebote. So erhalten KMU die Unterstützung, die exakt zu Ihren betrieblichen Zielen und Herausforderungen passt – und machen Ihre Qualifizierungsstrategie zu einem reellen Erfolgsfaktor.
Wie durchstarten?
Gelebter Wissenstransfer macht Weiterbildung nicht zu einer isolierten Pflichtübung, sondern zum proaktiven Hebel für Lösungsorientierung und Unternehmensentwicklung. Um durchzustarten, braucht es zunächst keine besonderen Ressourcen, aber Eigeninitiative. KMU müssen im ersten Schritt ihre konkreten Bedarfe erkennen, gezielt nach passenden Angeboten suchen und aktiv auf Fördergeber oder Netzwerkpartner zugehen. Mit überschaubarem Aufwand und klaren Schritten lassen sich schnell tragfähige Strukturen schaffen:
- Förderbedarf erkennen
Mitarbeitende und Führungskräfte sollten regelmäßig einbezogen werden, um Weiterbildungsbedarfe zu erkennen – z. B. über kurze Umfragen, Mitarbeitergespräche oder Team-Workshops. Dabei gilt: Nicht nur technische Skills zählen, sondern auch Soft Skills, Nachhaltigkeitswissen und betriebsnahe Anwendungskompetenz.
- Qualifizierung als strategisches Thema verankern
Weiterbildung sollte nicht als punktuelle Maßnahme verstanden werden, sondern als fester Bestandteil der Unternehmensentwicklung. Es hilft, eine verantwortliche Person oder eine kleine motivierte Steuergruppe zu benennen, die den Bedarf koordiniert, nach geeigneten Angeboten sucht und Mitarbeitende informiert– auch wenn keine eigene Personalabteilung vorhanden ist.
- Förderangebote gezielt nutzen
Entscheider sollten sich proaktiv informieren: z. B. bei der IHK/HWK, über regionale Weiterbildungsverbünde, Fachverbände oder staatliche Plattformen wie die Weiterbildungsberatung der Bundesagentur für Arbeit. Oft helfen auch Digitalzentren, Transferinitiativen oder Branchenprojekte, passende Fördermittel zu identifizieren – viele Programme bieten Beratung und Antragshilfen an. Netzwerktreffen, Erfahrungsaustausch mit anderen KMU oder regionale Innovationsforen sind zudem wertvolle Impulsgeber und liefern praxisnahe Anregungen.
Neben tragfähigen Strukturen braucht es im nächsten Schritt mehr als gute Förderprogramme, um die Qualifizierungsangebote wirksam und nachhaltig zu nutzen. Es braucht auch unterstützende Rahmenbedingungen, die Lernen im betrieblichen Alltag ermöglichen:
- Zeitfenster und Lernräume schaffen
Lernzeit muss im Arbeitsalltag realistisch eingeplant werden – z. B. durch feste „Lernstunden“, flexible Arbeitszeiten oder digitale Formate, die zeitlich gut integrierbar sind. Auch kleine Formate wie Lernpausen, Austausch im Teammeeting oder Wissensschnipsel in der Kaffeeküche können wirksam sein. Erfolge verdienen Anerkennung und sollten regelmäßig geteilt werden, zum Beispiel in kurzen Team-Updates, informellen Lerncafés oder durch anschauliche Best-Practice-Beispiele.
- Feedback- und Reflexionskultur stärken
Ein zentraler Hebel für eigenmotivierte und wirksame Qualifizierung ist die Förderung von Motivation und Engagement für gemeinsames Lernen und den Wissensaustausch im Unternehmen. Dies gelingt besonders gut, wenn Lernen nicht als Zusatzaufgabe, sondern als Teil der täglichen Praxis erlebt wird – offen, wertschätzend und zielgerichtet. Wenn Mitarbeitende regelmäßig Rückmeldung zu Lernformaten und -erfahrungen geben können, entstehen konkrete Anknüpfungspunkte zur Weiterentwicklung der Maßnahmen. Gleichzeitig stärkt eine offene Feedbackkultur das Gefühl der Mitgestaltung und erhöht die Identifikation mit dem Lernprozess.
- Dem Lernen einen Sinn geben
Lernen gewinnt an Bedeutung, wenn es mit einem klaren Sinn verbunden ist – etwa indem deutlich wird, wie neue Kompetenzen konkret zur Optimierung von Prozessen, zur Stärkung von Kundenbeziehungen oder zur Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen beitragen. Wertvoll ist auch Raum für Eigeninitiative: Wenn Mitarbeitende eigene Themen in Lernrunden einbringen oder freiwillig an Mikroformaten teilnehmen können, steigt die Identifikation mit dem Lernprozess. So wird Lernen im Mittelstand praxisnah, bedarfsorientiert und ein zentraler Treiber der Wettbewerbsfähigkeit.
- Lernkultur und Selbstverantwortung stärken
Betriebliches Lernen fördert eine Lernkultur, in der Mitarbeitende Eigenverantwortung übernehmen, gezielt Fragen stellen und sich gegenseitig unterstützen. Neben dem aktiven innerbetrieblichen Austausch und Wissenstransfer über die Unternehmensgrenzen hinaus sichern Mitarbeitende das erworbene Wissen mithilfe zugänglicher Tools wie digitale Lernplattformen, interne Wissensdatenbanken oder Chatbots. So entsteht eine Lernkultur, in der Mitarbeitende nicht nur Wissen aufnehmen, sondern aktiv mitgestalten – und in der Austausch und berufliches Lernen als Teil des gemeinsamen Fortschritts erlebt werden.
erstellt mit NapkinAI
The Magic 3 – Ihre nächsten drei Schritte:
- Sprechen Sie Ihr Team gezielt auf deren Qualifizierungsbedarf an, informieren Sie sich gemeinsam über die kostenfreien und praxisnahen Angebote des Bundes und tauschen Sie sich mit Kollegen und Netzwerkpartnern über deren Qualität aus!
- Empfehlen Sie Ihren Mitarbeitern oder Ihrer Steuerungsgruppe nur Angebote, die ihren Zielen und Ressourcen entsprechen. Verweisen Sie sie auch auf Newsletter, die sie bequem über geeignete Angebote und Formate auf dem Laufenden halten und ihnen eine eigenständige Teilnahme ermöglichen.
- Fragen Sie regelmäßig ab, welche Lernangebote genutzt werden und fördern Sie aktiv den Austausch über das erworbene Wissen im Team.
Informationen über die Initiative und das Netzwerk der Mittelstand-Digital Zentren finden Sie hier. Zum Newsletter der Initiative geht´s hier lang.
Praxisnahe Angebote des Mittelstand-Digital Zentrums Ilmenau finden Sie hier. Einen Überblick über die nächsten Termine und Weiterbildungsveranstaltungen gibt´s übersichtlich im Veranstaltungskalender. Konkrete Praxisprojektestehen Ihnen als Inspiration auf der Projektseite sowie auf der bundesweiten Demonstratorenplattform zur Verfügung.
Oder sprechen Sie uns direkt an – im persönlichen Gespräch identifizieren wir gemeinsam die relevanten Themen, erschließen wichtige Netzwerkpartner für die betriebliche Weiterbildung und entwickeln einen Plan zur sicheren und effektiven Umsetzung
Für alle, die tiefer einsteigen möchten: Neben diesem Artikel finden Sie auch in Teil 1: Warum Qualifizierung für KMU JETZT über Erfolg oder Misserfolg entscheidet und Teil 2: Wettbewerbsvorteil Qualifizierung: Wie Sie mit begrenzten Ressourcen maximale Wirkung erzielen viele interessante Einblicke, die direkt an dieses Thema anknüpfen.
Sie möchten direkt loslegen? Ihre Ansprechpartnerin:
Dr. Ninette Florschütz
Modellfabrik Vernetzung
Telefon: 03677/69-5075
E-Mail: florschuetz@kompetenzzentrum-ilmenau.de
Bildquellen
- Kreative Teamarbeit im Konferenzraum: ©ChatGPT - OpenAI