Die gute Nachricht vorweg: Positives Signal aus der Wirtschaft
Im zweiten Quartal 2025 hat sich die wirtschaftliche Lage deutscher KMU deutlich verbessert, wie das aktuelle KMU-Barometer des IfM Bonn zeigt: Beide Kennzahlen, Umsatz und Gewinn, weisen eine positive Entwicklung auf. Gleichzeitig bleibt jedoch die Zurückhaltung spürbar. Der Anteil der KMU, bei denen Investitionen gesunken sind, übersteigt den Anteil jener mit steigenden Investitionen. Folglich ist die Talsohle noch nicht eindeutig durchschritten.
Deutschland im Vergleich zum Euroraum
Im europäischen Vergleich zeigt sich ein gemischtes Bild: Zwar hat sich die Lücke zwischen der wirtschaftlichen Lage der deutschen KMU und der Unternehmen im Euroraum insgesamt etwas verkleinert, dennoch bestehen weiterhin deutliche Unterschiede. In Deutschland gibt es nach wie vor mehr kleine und mittlere Unternehmen, die bei allen drei zentralen Kennzahlen – Umsatz, Gewinn und Investitionen – Rückgänge melden, als solche, die Zuwächse verzeichnen können. Das bedeutet: Auch wenn sich die Situation leicht verbessert hat, überwiegen in der Breite noch immer die negativen Entwicklungen.
Die Zeichen stehen also auf leichter Erholung bei Umsatz und Gewinn. Die Zunahme in diesen Bereichen signalisiert laut IfM Bonn eine Stabilisierung nach Rückschlägen der vergangenen Jahre. Die zurückhaltenden Investitionen sind jedoch ein Indikator dafür, dass viele KMU noch unsicher sind, ob die Erholung nachhaltig ist oder ggf. Risiken noch zu hoch eingeschätzt werden.
Chancen und Aufgaben für kleine und mittlere Unternehmen
Für kleine und mittlere Unternehmen bedeutet die aktuelle Entwicklung, dass sie die steigenden Umsätze und Gewinne als Chance begreifen sollten.
- Chancen nutzen, Risiken absichern
Die steigenden Umsätze und Gewinne sollten von KMU als Signal verstanden werden, ihre Geschäftstätigkeit auszubauen. Gleichzeitig ist es entscheidend, Investitionsentscheidungen mit einer sorgfältigen Risikoanalyse zu begleiten. Dazu gehört, Liquiditätsreserven zu sichern, Szenarien durchzurechnen und größere Vorhaben schrittweise umzusetzen, um die eigene Stabilität nicht zu gefährden.
- Zielgerichtet investieren
Anstatt breit zu streuen, sollten Unternehmen selektiv in Schlüsselbereiche investieren. Dazu zählen Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz, etwa durch Prozessoptimierungen oder Automatisierungsschritte. Ebenso wichtig sind Investitionen in digitale Technologien, beispielsweise in den Ausbau von Online-Vertriebskanälen oder die Einführung von Softwarelösungen zur Datenanalyse. Darüber hinaus können neue Geschäftsfelder – etwa Dienstleistungen ergänzend zum Kerngeschäft – helfen, Abhängigkeiten zu reduzieren.
- Wettbewerbsposition stärken
Um im internationalen Vergleich aufzuholen, sollten KMU ihre Wettbewerbsstrategien gezielt weiterentwickeln. Das umfasst eine klare Positionierung gegenüber Wettbewerbern im Euroraum, die bereits häufiger steigende Umsätze, Gewinne und Investitionen melden. Konkrete Maßnahmen sind etwa die Erschließung neuer Märkte, der Aufbau internationaler Kooperationen sowie die Stärkung der eigenen Arbeitgebermarke, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Erkenntnisse für Hochschulen und Transfereinrichtungen
Auch für Hochschulen und Institutionen, die den Wissens- und Technologietransfer fördern, ergeben sich aus den Ergebnissen des KMU-Barometers konkrete Handlungsfelder. Da viele Unternehmen trotz einer leichten Erholung weiterhin nur zögerlich investieren, können Hochschulen und Transferstellen durch niedrigschwellige Innovations- und Transferangebote sowie durch praxisnahe Kooperationsprojekte wichtige Impulse setzen. Der anhaltende Fachkräftemangel macht zudem deutlich, wie wichtig es ist, die Verbindung zwischen Studium und Mittelstand zu stärken. Dies gelingt insbesondere durch duale Studiengänge, praxisorientierte Abschlussarbeiten und passgenaue Weiterbildungsprogramme, die direkt auf die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen zugeschnitten sind. Darüber hinaus können Transferinstitute KMU gezielt unterstützen, indem sie bei der Erschließung von Fördermitteln beraten und bei der Umsetzung von Technologieprojekten begleiten. Auf diese Weise lassen sich Investitionshemmnisse abbauen, die viele Betriebe bislang davon abhalten, neue Entwicklungen anzustoßen. Nicht zuletzt spielen Netzwerke, Matching-Plattformen und Innovationslabore eine zentrale Rolle. Sie erleichtern Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und schaffen Räume für den Austausch von Ideen, die KMU helfen können, auch im internationalen Wettbewerb den Anschluss zu halten.
Quelle: Inga Klas – Pixabay.com
Wege aus der Talsohle – Empfehlungen für KMU und Transfer
Die Studie macht deutlich, dass sich die wirtschaftliche Lage der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland zwar verbessert, der Aufschwung jedoch noch auf unsicheren Beinen steht. Während die Umsätze und Gewinne vieler Betriebe steigen, zeigt sich bei den Investitionen weiterhin eine deutliche Zurückhaltung. Im Vergleich zum Euroraum liegen deutsche KMU damit nach wie vor zurück und haben den internationalen Aufholprozess noch nicht abgeschlossen.
Für die Unternehmen selbst bedeutet dies, dass sie den vorsichtigen Optimismus nutzen sollten, um ihre Geschäftstätigkeit weiter voranzubringen. Gleichzeitig ist es wichtig, finanziell umsichtig zu handeln und gezielt in Zukunftsthemen zu investieren. Dazu zählen insbesondere Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz, die konsequente Digitalisierung von Prozessen sowie Initiativen zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften.
Auch Hochschulen und Transfereinrichtungen können einen entscheidenden Beitrag leisten. Sie sind gefordert, praxisnahe Weiterbildungsangebote zu entwickeln und den Wissenstransfer in die Unternehmen zu intensivieren. Zudem sollten sie KMU aktiv bei Förder- und Innovationsprojekten begleiten und Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weiter ausbauen.
Auf diese Weise können kleine und mittlere Unternehmen Schritt für Schritt aus der Talsohle herausgeführt werden. Gleichzeitig werden die Grundlagen dafür gelegt, ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern und im europäischen Vergleich wieder stärker aufzuschließen.
Bildquellen
- Handwerker: Inga Klas – Pixabay.com
- KMU-Barometer: KI-generiert mit ChatGPT